Als ich das erste Mal nach Rostock reiste, war ich ehrlich gesagt eher zufällig unterwegs. Ich wollte raus aus dem Alltag, suchte nach einem Ort, den ich noch nicht kannte, aber der nicht zu überlaufen ist. Berlin, Hamburg, München? Zu viel Trubel. Rostock? Kannte ich nur vom Hörensagen – Hafenstadt, Fischbrötchen, Ostsee.
Doch kaum angekommen, war ich überrascht, wie sehr mich diese Stadt in ihren Bann zog. Nicht durch große Attraktionen oder überladene Sehenswürdigkeiten – sondern durch Atmosphäre, Gelassenheit und ehrliche Authentizität. Rostock wirkt nicht gewollt hip, sondern einfach echt.
Ich begann, mich treiben zu lassen: durch die Backsteingotik der Altstadt, entlang der Warnow bis nach Warnemünde, durch charmante Cafés in der KTV und ruhige Straßen mit Geschichten. Und plötzlich merkte ich: Das ist ein Ort, den man nicht nur besucht, sondern erlebt.
Diese 10 Tipps basieren auf meiner eigenen Erfahrung – sie sollen dir helfen, Rostock auf eine kluge, entspannte und persönliche Weise zu entdecken. Ob du einen Kurztrip planst, die Stadt auf deiner Ostsee-Reise mitnehmen willst oder einfach mal Küstenluft schnuppern möchtest: Hier findest du alles, was du als Rostock-Neuling wissen solltest.
1. Ankommen leicht gemacht – Die besten Wege nach Rostock
Rostock ist deutlich besser erreichbar, als viele denken. Ich selbst kam damals mit der Bahn – eine schnelle Verbindung aus Hamburg, etwa zwei Stunden, ohne Umsteigen. Der Hauptbahnhof ist übersichtlich, mit direkter Straßenbahnanbindung ins Zentrum. Auch von Berlin aus fährt man bequem mit der Regionalbahn oder dem IC, mit Verbindungen fast stündlich.
Wer lieber mit dem Auto reist, erreicht Rostock über die A19 oder A20. Parken ist im Zentrum teurer, daher empfehle ich Parkhäuser oder Park-and-Ride-Plätze wie in Lütten Klein.
Der Flughafen Rostock-Laage liegt etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt. Ich habe ihn für einen Rückflug genutzt – klein, aber funktional. Shuttlebusse fahren regelmäßig nach Rostock-Zentrum, besonders wenn man über Lufthansa oder Sundair bucht.
Tipp:
Für die günstigsten Verbindungen nutze ich Plattformen wie Omio, Trainline, FlixBus oder direkt die Deutsche Bahn App. Vergleiche die Preise frühzeitig, gerade bei Fernbusreisen gibt es oft Frühbuchertickets für unter 10 Euro.

2. Wo schlafen? Die besten Unterkünfte für Einsteiger
Egal ob du mit Rucksack oder Rollkoffer reist – Rostock hat für jedes Budget die passende Unterkunft. Ich habe in folgenden Häusern übernachtet – hier meine persönlichen Favoriten:
Motel One Rostock – Zentral, stylisch, ab 79 € pro Nacht. Skandinavisches Design, bequeme Betten, faire Frühstückspreise. Besonders gefallen hat mir die entspannte Atmosphäre in der Lobby-Lounge.
B\&B Hotel Rostock-Hafen – Preiswert, funktional, ab ca. 65 €. Die Zimmer sind überraschend großzügig, viele bieten Hafenblick. Ideal, wenn du mit dem Auto kommst – kostenlose Parkplätze direkt vorm Haus.
Hotel Greifennest – Alternativ, ökologisch, kreativ. Hier fühlt man sich sofort wie bei Freunden. Frühstück im Innenhof, selbst gebackenes Brot, entspannte Backpacker-Vibes.
Radisson Blu Rostock – Wer es edler mag, wohnt direkt im Zentrum mit Blick über die Warnow. Großzügige Zimmer, Spa-Bereich, aber auch Sonderangebote ab 90 €.
Tipp:
Auf Plattformen wie Booking.com, HRS.de, Expedia.de oder FeWo-direkt findest du viele Unterkünfte mit echten Bewertungen. Achte auf Angebote außerhalb der Saison – oft bekommst du dann Top-Zimmer zum halben Preis.
3. Mobil in der Stadt – So bewegst du dich clever fort
Mein erster Irrtum: Ich dachte, Rostock sei eine typische Großstadt, in der man ohne Auto aufgeschmissen ist. Falsch gedacht – der öffentliche Nahverkehr ist ausgezeichnet organisiert und überraschend entspannt. Die RSAG (Rostocker Straßenbahn AG) betreibt Straßenbahnen, Busse und sogar Fähren, die pünktlich, sauber und leicht verständlich zu nutzen sind.
Mit einem Tagesticket für 6,50 € (Stand 2025) kannst du beliebig viele Fahrten in der Stadt unternehmen – ob zur Altstadt, zum Hafen oder ins Szeneviertel KTV. Ich selbst habe oft einfach die Tram 1 oder 5 genommen, mich ans Fenster gesetzt und die Stadt vorbeiziehen lassen. Besonders bei Regenwetter ist das eine charmante und warme Art, Rostock zu entdecken.
Sehr hilfreich war die VVW-App (Verkehrsverbund Warnow). Ich habe sie gleich am ersten Tag heruntergeladen – dort kannst du nicht nur deine Fahrtroute planen, sondern auch direkt digitale Tickets kaufen, Verspätungen einsehen und dich mit Push-Nachrichten über Ausfälle oder Baustellen informieren lassen.
Ein Highlight: Die Fähren über die Warnow, z. B. zwischen Kabutzenhof und Gehlsdorf. Besonders abends ist es ein tolles Erlebnis, die Lichter der Stadt vom Wasser aus zu sehen – und das alles mit dem normalen Nahverkehrsticket.
Willst du weiter raus? Das Mecklenburg-Vorpommern-Ticket der Deutschen Bahn war für mich Gold wert. Für rund 25–35 € kann man damit mit bis zu fünf Personen einen ganzen Tag durch das Bundesland reisen – z. B. nach Stralsund, auf den Darß oder sogar bis Schwerin.
Tipp:
Wenn du mehr als zwei Nächte in Rostock bleibst, lohnt sich die MOIN-Karte. Sie ist digital oder an vielen Verkaufsstellen erhältlich und verbindet freie oder vergünstigte Fahrten im ÖPNV mit Rabatten in Museen, Restaurants und bei Hafenrundfahrten. Für mich war das besonders praktisch, weil ich alles an einem Ort bündeln konnte.
4. Warnemünde entdecken – Das Ostsee-Highlight
Kaum hatte ich am Rostocker Hauptbahnhof die S-Bahn Richtung Warnemünde bestiegen, begann mein Lieblingsmoment des gesamten Trips. Die Fahrt dauert knapp 20 Minuten – aber gefühlt reiste ich in eine andere Welt. Schon beim Aussteigen roch ich das Salz in der Luft, hörte die Möwen und spürte den Wind vom Meer.
Warnemünde ist mehr als ein Vorort – es ist ein Ostseebad mit Seele. Der feine Sandstrand ist riesig, breit und gepflegt. Ich zog meine Schuhe aus, ließ den Sand zwischen meinen Zehen rieseln und ging in Richtung Wasser. Der Strandabschnitt ist perfekt für lange Spaziergänge – besonders morgens, wenn die Sonne sich über der Ostsee erhebt und alles in ein warmes, goldenes Licht taucht.
Ich schlenderte den „Alten Strom“ entlang – eine historische Promenade mit Segelbooten, Boutiquen und Fischbuden. Hier saß ich auf einer Bank, aß ein Fischbrötchen bei Twee Linden – für mich das beste der Reise: knusprig gebacken, großzügig mit Matjes und roten Zwiebeln belegt, dazu ein kühles Alsterwasser. Ich sah den Möwen beim Kreisen zu und dachte: So fühlt sich Urlaub an.
Dann ging ich weiter zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen von Warnemünde. Von oben hat man einen atemberaubenden Rundumblick – über die Dächer des Ortes, hinaus aufs Meer, bis zurück nach Rostock. Der Wind pfiff mir um die Ohren, doch ich blieb lange oben – dieser Moment fühlte sich frei an.
Für Naturliebhaber empfehle ich eine kleine Radtour ins Hinterland. Ich mietete mir ein Fahrrad bei einem der Verleiher nahe der Promenade und fuhr Richtung Diedrichshagen – vorbei an Feldern, Küstenwald und urigen Reetdachhäusern. Die Ruhe, das Grün, das Rascheln der Blätter – nach dem Trubel der Altstadt fühlte sich das wie ein zweiter Urlaub an.
Tipp:
Vermeide Warnemünde zur Mittagszeit im Hochsommer – zwischen 11:00 und 15:00 Uhr strömen zahlreiche Tagesgäste aus Kreuzfahrtschiffen oder Bussen in den Ort. Ich empfehle: Komm früh, schnapp dir ein Frühstück mit Meerblick oder bleib bis zum Sonnenuntergang – dann gehört dir der Strand (fast) allein.
5. Kulinarisch unterwegs – Wo es wirklich schmeckt
Ich hatte nicht viel erwartet – und war umso begeisterter. Rostocks Gastronomieszene ist klein, aber fein. Besonders rund um die Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV) findest du unzählige Cafés, Bistros, kleine Bars und Bäckereien.
Meine Highlights:
- Café Käthe – bestes Frühstück mit hausgemachten Aufstrichen, Bio-Käse und Hafermilch-Cappuccino.
- Zwanzig12 – regional-moderne Küche, coole Atmosphäre, vegetarische Optionen.
- Borwin Hafenrestaurant – für Fischliebhaber. Scholle, Zander, Matjes – alles top.
- Vegangster – kleine vegane Imbissperle mit Wraps, Bowls und Smoothies.
Tipp:
Reserviere abends, besonders am Wochenende. Für spontane Lunches reicht meist ein Blick auf Google Maps oder OpenTable.de. Viele Lokale haben auch Tagesgerichte mit fairen Preisen – ideal für Reisende mit begrenztem Budget.
6. Geld & Bezahlen – Nicht überall geht Karte
Ich war überrascht: In vielen Cafés, besonders in der Altstadt, war Bargeld weiterhin Standard. Klar, größere Restaurants akzeptieren Karte, aber Bäckereien oder kleine Imbisse? Besser vorher fragen. Ich habe mir ab dann immer 20–50 € bar ins Portemonnaie gelegt.
Tipp:
Kostenlose Bargeldabhebung gibt’s z. B. mit N26, DKB oder Revolut. Und: Achte bei der Kartenzahlung darauf, ob Gebühren für internationale Karten anfallen – besonders für Gäste aus Nicht-EU-Ländern.
7. Beste Reisezeit – Wann lohnt sich Rostock besonders?
Ich war zu verschiedenen Jahreszeiten hier – jede hatte ihren Reiz. Der Sommer bringt Leben, Sonne, Beachbars, Konzerte am Hafen und die berühmte Hanse Sail im August. Der Frühling ist mild, mit Blütenpracht in den Parks und ideal zum Radfahren. Im Herbst wird es ruhig, stimmungsvoll, ideal für Kultur und Cafébesuche. Und im Winter? Der Weihnachtsmarkt vor der Marienkirche ist kleiner als in anderen Städten, aber dafür umso gemütlicher.
Tipp:
April und Oktober sind die Geheimtipps – günstiger, weniger voll, und das Licht an der Küste ist traumhaft für Fotos.
8. Sehenswürdigkeiten – Die Altstadt mit Herz und Geschichte
Die Altstadt Rostocks ist kein riesiges Freilichtmuseum wie Lübeck oder Stralsund – aber sie hat Charme. Die Marienkirche, das gotische Rathaus, der Universitätsplatz – alles liegt dicht beieinander und lässt sich wunderbar zu Fuß entdecken. Ich schlenderte ohne Plan los, landete im Kloster zum Heiligen Kreuz – und blieb dort fast eine Stunde sitzen, umgeben von Stille und Jahrhunderte alter Geschichte.
Tipp:
Lade dir die App „Stadtrundgang Rostock“ herunter. Dort findest du kostenlose Audiotouren mit spannenden Geschichten abseits der üblichen Pfade.
9. Kultur tanken – Museen, Theater und mehr
Ich bin eigentlich kein Museumsmensch – aber Rostock hat mich umgestimmt. Das Kulturhistorische Museum zeigt nicht nur Hanse-Geschichte, sondern auch moderne Ausstellungen in einem beeindruckenden Kloster. Das Darwineum im Zoo ist faszinierend, besonders mit Kindern. Und das Volkstheater bietet günstige, hochkarätige Aufführungen – besonders für spontane Kulturabende.
Tipp:
Viele Museen haben montags geschlossen. Die MOIN-Karte bietet hier oft freien oder ermäßigten Eintritt.

10. Stadt vom Wasser aus erleben – Paddeln, Segeln, Staunen
Mein letzter Tag führte mich aufs Wasser – per Kajak. Ich mietete mir eines beim Anbieter Kajak & Meer am Stadthafen und paddelte ganz entspannt die Warnow entlang. Die Stadt vom Wasser zu sehen – mit den alten Speichern, den Möwen und dem Wind in den Haaren – war ein Moment purer Freiheit.
Auch Hafenrundfahrten mit Ausflugsschiffen lohnen sich – sie zeigen den Industriehafen, Werften, die Ostseemündung. Wer mutiger ist, kann bei Sup Trip Rostock auch Stand-up-Paddling ausprobieren.
Tipp:
In der Hochsaison frühzeitig reservieren. Viele Anbieter haben auf ihren Webseiten Frühbucherrabatte oder Kombitickets.
Warum Rostock mich nicht loslässt
Ich kam mit wenigen Erwartungen – und ging mit einer Stadt im Herzen. Rostock ist nicht laut, nicht überladen, nicht trendy. Aber dafür offen, echt, und ehrlich entspannt. Die Mischung aus Hafenflair, Ostseewind, Geschichte und jungen Vierteln wie der KTV ergibt einen Ort, der sich nicht anbiedert – sondern einfach existiert.
Wenn du zum ersten Mal hier bist: Geh langsam. Lass dich treiben. Und schau genau hin – Rostock zeigt seine Schönheit nicht auf den ersten Blick, sondern in Momenten. In einem Fischbrötchen auf der Mole. In einem Sonnenuntergang über der Warnow. In einem Gespräch mit einem Barista in der KTV.
Für mich war Rostock mehr als ein Reiseziel. Es war ein Anfang.